Etappen 13/14 Kalktrittli-Bifertenhütte-Rabius (30./31. Juli)
Zum vierten Mal Anfahrt ins Glarnerland. Interessant an dieser Strecke war eigentlich nur noch die Frage, ob die Leute im Kolonialwarengeschäft, das unmittelbar neben den Geleisen beim Bahnhof Ennenda liegt, beim Morgenessen sind oder nicht (sie waren es). Dann von Linthal mit dem Privatbus nach Tierfehd und dort mit der Luftseilbahn hinauf ins Kalktrittli. Diese 1000 Höhenmeter haben wir somit locker hinter uns gebracht.
Von der Bergstation Kalktrittli ging es auf einem gut ausgebauten Trampelpfad happig bergauf. Gesehen haben wir am Anfang leider nicht viel, da der Nebel uns einen Streich spielte. Nach einer Stunde Aufstieg gab es dann aber einige Highlights. Zuerst einen Büschel Edelweiss, dann eine Gruppe Steinböcke, ein Schneehuhn mit Jungen und nochmals Steinböcke. Es war also trotz den misslichen Verhältnissen total abwechslungsreich.
Das nächste Highlight war dann die Muttseehütte wo wir von einer jungen Dame sehr gut bewirtet wurden. Dann ging’s weiter leicht obsi Richtung Kistenpass (unten eine kurze Beschreibung warum der Hoger so heisst). Irgendwo im Nirwana stoppte Fredy plötzlich, packte seinen Rucksack aus, nahm eine Flasche Wein hervor und verkündete, dass wir den höchsten Punkt unserer gesamten Tour (ca. 2750) erreicht hätten. Trotz der unagenehmen Verhältnissen freuten wir uns über den kühlen „Weissen“ und das nun erreichte Teilziel. Von da an wäre es, wenn es nicht so geschifft und gewindet hätte, ein lockerer Spaziergang bis zum Tagesziel gewesen.
Bei der Ankunft in der Bifertenhütte (2482 MüM) wurden wir von der „charmanten“ Hüttenwartin Monika und ihrer ebenso „charmanten“ Assistentin Ruth mit Kaffe und Kuchen empfangen. Die Hütte selber wäre für zwei Personen recht konfortabel, für elf tropfnasse Wandervögel im ersten Moment aber „hure äng“. Nachdem die nassen Kleider irgendwo verstaut waren, wurde es aber rasch gemütlich. Die beiden Girls verwöhnten uns mit einem dreigängigen Nachtessen, dass höchsten Ansprüchen genügte. Für die Abendunterhaltung waren dann hauptsächlich Güx, Fredy und Hans Lüscher zuständig. Wir wissen jetzt jedenfalls, dass: „um dä Rigi umseckle nöd sglich isch wie am S….l umerigle und, dass „je scho“ ein anderer Ausdruck für Selbstbefriedigung ist, dass es „je steiler desto geiler ist“. Dann aber wurde es echt ungemütlich: Die ca. 50 Schritte zur Toilette, waren ein Abenteuer: Es schiffte waagrecht und windete wie ein Schwein. Es hatte ja keine Dusche aber nach dem Toilettenbesuch war man es. Grundsätzlich wäre dies alles kein Problem, aber aus Erfahrung wussten wir, dass diese Tortur Mitten in der Nacht nochmals bevor stand. Es war dann aber alles halb so schlimm, am Morgen waren jedenfalls Alle wieder guten Mutes.
Nach dem Morgenessen habe ich zu mir gesagt: Lächle und sei froh es könnte schlimmer kommen. Ich lächelte und war froh und es kam schlimmer. Regen, Wind und Nebel hatten noch zugelegt und es wurde ziemlich kühl. Nach ca. einer halben Stunde war dann aber die Welt wieder in Ordnung. Kein Wind mehr, der Regen hatte aufgehört, ein Regenbogen am Horizont und ein Stücklein blauer Himmel. Trotzdem die 1000 Höhenmeter die wir auf fünf Kilometer hinunter stiegen, gingen merklich in die Gelenke (der Muskelkater kam erst heute). Nachher ging es leicht bergab, dem „Lehm“ entlang Richtung Brigels (1287 MüM). Auf halbem Weg kamen uns dann Köbi und Heinz entgegen. Sie hatten sich spontan entschlossen, uns am zweiten Tag der Etappe zu begleiten. Nach einem kurzen Kaffehalt in Brigels machten wir uns dann wieder auf den Weg Richtung Schlans, Trun und Rabius. Es waren noch ca. 12 Kilometer, aber wer gedacht hatte es gehe alles leicht abwärts hatte sich getäuscht. Zudem wurde noch der Rucksack aus unerfindlichen Gründen immer schwerer. Abschliessend noch ein kurzer Restaurantbesuch und dann mit der RhB die Rheinschlucht hinunter Richtung Chur. Es bleit noch zu erwähnen, dass ich dank Franz wieder etwa fünf Blumennamen mehr kenne, aber die Namen den Blumen nicht zuordnen kann.
Das Schlusswort an Walter: Teilweise hattest Du recht, es waren zeitweise wirklich garstige Verhältnisse, per Saldo aber zwei geniale Tage 🙂 .
Die Bezeichnung Kistenpass war in der Schweiz umgangssprachlich für viele wenig befahrenen Nebenstrassen gebräuchlich. Gemeint waren damit in der Regel Schleichwege oder Umwegsverbindungen, die von motorisierten Verkehrsteilnehmern auf dem Nachhauseweg nach übermässigem Alkoholkonsum benützt wurden, um einer allfälligen Polizeikontrolle auszuweichen (Kiste = ugs. für Rausch).