Aug 082017
 

Tourbericht vom 8. August –  Max Müller

Eine Tiefdruckfront ist auf den Dienstag angesagt, die das Land von Westen her überrollen soll. Im Osten – im Gebiet Rheintal / Chur noch etwas Föhn. Super! Genau da ist unsere heutige Wanderung vorgesehen. Zuversichtlich bestiegen wir den Zug und hofften auf unser Wetterglück, das uns in diesem Jahr schon einige Male beigestanden ist. Die Wanderung wurde von Fredi als leicht bis mittelschwer angegeben; ob das mit ein Grund war, dass 18 begeisterte Bergwanderinnen und -Wanderer, zusätzlich ein Hund, daran teilnahmen? 3 Frauen, 15 Männer; alles war vertreten, nur die Lehrer fehlten  🙂 

Der IC – Zug brachte uns nach Chur – zur Talstation der Luftseilbahn Brambrüesch wanderten wir zu Fuss durch den Ort, wobei wir gleichzeitig die wunderbare Altstadt von Chur bestaunen konnten. Mit einer Gondel – und einer Kabinenseilbahn (2 Sektionen) überwanden wir ca. 1000 Höhenmeter; die Bergstation liegt auf 1595 m.ü.M. Der Beginn der Wanderung führte uns auf einem gut begehbaren, steil ansteigenden Nadelwaldbodenweg durch Waldpartien. Die Aussicht auf das Rheintal wurde uns vorerst durch den Baumbestand verwehrt. Nach ca. 200 Höhenmetern erreichten wir eine Plattform, die uns den Rundblick auf die umliegenden Talschaften, wie auch die sichtbaren Berge preisgaben. Richtung Ilanz wurde das angekündigte Tiefdruckgebiet sichtbar, Flimserstein und die dahinderliegenden Bergketten waren schon von grauen Wolken umhüllt. Die südlich und östlich gelegenden Berge waren aber dank des starken Föhns gut erkennbar.

Bald erreichten wir eine Kuhalpweide, die uns sichtbar machte, dass auf dem Weideland schon bald die ganze „Ernte“ abgetragen war – was uns untrügerisch auf den nahen Herbst hinwies. Hier sind zudem die Heideflächen von Skiliftmasten überstellt, unter denen wir den Aufstieg zum Furggabüel fortsetzten. Die Flora bestand hier unter anderem aus verblühten Alpenrosenbüschen, Heidelbeeren- und blühenden Erikaflächen. Wir befanden uns schon über der Baumgrenze und der Aufstieg zur Bergspitze auf 2115 m schien uns recht nahe. Die Windgeschwindigkeiten wurden mit den letzten Höhenmetern immer intensiver, sodass wir uns nur kurz bei den zwei Orientierungstafeln über das Bergpanorama aufhalten konnten. Zum Zmittag aus dem Rucksack suchten wir daher windgeschützte Terrainvertiefungen auf. Trotzdem konnten wir für die Windunterstützung dankbar sein, denn sie erlaubte uns noch die Weitsicht, die sich doch zunehmend verschlechterte.

Einige Regentropfen beendete unsere gelassene Ruhe und wir brachen über einen Grat zum Dreibündenstein auf. Dieser Obelisk wurde erstmals 1722 gesetzt und 1915 erneuert. Er verweist auf den rätischen Bund / Freistaat der drei Bünden / Wappen (Gotteshausbund, Gerichtsbarkeit in Rhäzüns und den Zehngerichtsbund in Churwalden) hin. 

Nach dem Verlassen des historischen Ortes mussten wir das erste Mal die leichte Variante des Regenschutzes aufsetzen; die Feuchtigkeit war aber von kurzer Dauer. Wir stiegen aber rassigen Schrittes auf die Alp dil Plaun hinunter (1950 m.ü.M.) denn die Vorboten des aufziehenden Regens waren unübersehbar. Über grüne Matten führte uns der Weg an flächigen Erikablütenbüschen vorbei. Hier beguckten uns einige „Munggengruppen“, die uns, aufrecht stehend, interessiert und furchtlos beim Vorbeigehen zu schauten. Nach dem Erreichen der Alpwirtschaft wurden wir hinsichtlich der Wettersituation wieder optimistischer und setzten uns auf die Aussenbänke vor dem Haus. Dieser Entscheid war aber etwas übereilt und mit der gruppenhaften Ansteckung zum positiven Denken erfolgt. Beim Einsetzen des ersten Schauers wechselten wir überstürzt zum nahegelegenen, gedeckten Unterstand, der ebenfalls mit Tischen und Bänken bestückt war.

Eine Tochter des Alpbetreiberehepaars, die am heutigen Tag den 11. Geburtstag feierte nahm sich gekonnt unseren Bedürfnissen an, gab uns Empfehlungen für feine Desserts ab, schrieb alles sauber auf ihren Block und verschwand nach getaner Bestellungsaufnahme. Wir staunten nicht schlecht, als wir alle die gewünschten Bestellungen serviert bekamen – es wurden keine Nachbestellungen notwendig. Inzwischen hatten sich die Regenfälle mit den Sturmböen verbündet; nur durch unser Zusammenrücken war es uns möglich, dem Nasswerden zu entfliehen. Die zweite Bestellrunde wurde notwendig, weil wir auf eine Wetterbesserung weiterhin hofften mussten.

Um 14.00 h war es dann so weit; ein Aufbruch wurde beschlossen, da das Vertrauen in den wohlwollenden Wettergott zunehmend schwand. Rucksäcke wurden auf zusätzlichen Wetterschutz untersucht und geplündert. Die absurdesten Witze über die eingetretene Situation wurden geäussert und Hans meinte: Das alles dient nur einem Test, ob die Wasserdichtigkeit dem Ernstfall standhalten kann! Unser Abmarsch war wie eine Fahnenparade: Pelerinen jeglicher Farben flatterten im Wind und brachten eine aufmunternde Note ins Spiel. Die auch benutzten, militärischen Zeltblachen konnten nicht mit ihrer Farbenfrohheit beeindrucken, waren aber sicher die dichtesten Überhänge. Ich möchte aber den Auswertungen aus dieser Sturm- und Regenerfahrungen nicht vorgreifen – alle mögen ihre Testergebnisse auf der nächsten Wanderung in die Wandergruppe einbringen können.

Und das Wunder geschah dennoch: Der Himmel hatte erbarmen mit uns. Die Wolken wurden lichter und innerhalb kürzester Zeit hatten wir wieder Durch- und Ausblick auf die uns umgebende Landschaft. Auf unserer meist planierten Kiesstrasse war es, trotz der Nässe, ein angenehmer Abstieg nach dem Dorf Feldis. „Abkürzungen“ auf bezeichneten Wanderwegen traute aber Fredi nicht (vermuteter schlechter Zustand), sodass wir auf der Strasse blieben und eine Zusatzschleife einschoben. Einzelne entledigten sich ihrer Zusatzschichten und bald wurde ein Halt eingelegt, dass alle wieder aufs „Wandertenue“ umsteigen konnten. Zum Unterschied bei steilen Aufstiegen, bei denen es meist „ruhig“ wird (Anstrengung), wurde jetzt die Stimmung merklich besser und mit anschwellendem Lärmpegel registriert (alle hatten jetzt noch vieles zu berichten und zu erzählen). Die 500 Meter Abstieg waren schon bald bewältigt; wir sahen die ersten Häuser von Feldis von oben herab und auch die Luftseilbahnstation im unteren Teil des Dorfes. Hier waren alle froh, dass die restlichen 750 Meter Höhendifferenz nach Rhäzüns „schwebend durch die Luft“ bewältigt werden konnten. Zur Bahnstation der räthischen Bahn war noch ein kurzer Fussmarsch notwendig. Die Anschlüsse im ÖV verhinderten auch dieses Mal den krönenden Abschluss – der „Heisse Liebe“ heisst und sehr kühl und angenehm zu essen ist.  

Auch diese interessante Höhenwanderung nahm seinen erlebnisreichen Abschluss, der nur der Organisation und dem Weitblick von Fredi zu verdanken ist. Du hast heute wieder einer grossen Wandergruppe einen herrlichen Tag ermöglichst; vielen Dank.

Wanderkarte Brambrüesch-Feldis

Fotos Werni, Föns, Hane 

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