Jul 112017
 

Tagesbericht vom 11. Juli 2017 von Max Müller

Am Vortag der Wanderung jagen sich die Presse – Meldungen von Gewitterstürmen und den dadurch verursachten Schadenfällen (Überflutungen). Der Wetterbericht lässt viele Möglichkeiten offen: Bewölkung mit etwas Sonnenschein, aber auch weiterhin Gewitterzellen mit intensiven Regenschauern sind für den Wandertag zu erwarten.

Der Tag beginnt mit einem Morgenrot, bewölkter Himmel, aber uns „gnädig“ gestimmt. Regenschutz und Schirm gehören in den mitgeführten Rucksack, wie auch die Verpflegung. Das erstgenannte möchten wir eigentlich nicht gebrauchen müssen, das zweite in der Hoffnung auf Sonnenschein auf einer schönen Blumenwiese geniessen. Mit dieser positiven Einstellung besteigen wir den Zug Richtung Innerschweiz, genauer nach Luzern und anschliessend nach Engelberg. Heute sind wir zu Neunt, ohne Frauen und Polizisten, jedoch mit einem ex – Lehrer mit Grossvaterpflichten, auf die er an diesem Tag verzichten muss. Viele fremde Pensionäre treffen sich ebenfalls im Zug mit dem gleichen Reiseziel, um in den Bergen angenehme Stunden verbringen zu können.

In Engelberg verlassen wir die Zentralbahn und nehmen den zehnminütigen Fussweg zur Titlisbahn unter die Füsse. Die Winterparkplätze vor der Seilbahn sind, abgesehen von einigen Touristenbussen, leer. So kommen wir schnell zu den Fahrkarten für die Kabinen- und Sesselliftbahn, die uns nach Trüebsee/Jochpass bringen. Der Verbindungslift auf Trübsee ist nicht in Betrieb, sodass wir die Seeebene zum Jochpasshub zu Fuss überqueren müssen.

Gegen 10.00h erreichen wir mit dem Sessellift den Jochpass – und das Restaurant ist offen! Die Priorität gilt nun dem Café mit Gipfel/Nussgipfel. Das erste ist erhältlich, als Beilage müssen wir uns mit Zürcher – Zweifelprodukten „begnügen“: Kägifret und Biberli.

Nach dem kurzen Aufenthalt im Pistenrestaurant geht’s nun ab auf „die Piste“ oder eben auf die Bergwanderung über die von Fredi erwähnten, blühenden Alpwiesen. Der Weg führt uns bergwärts bis auf ca. 2400 m.ü.M. mit herrlichem Blick auf den weit unten liegenden Engstlensee und dem aus den Wolken sich lösenden Wetterhorn – das über das südwestlich gelegene Gental in seiner ganzen Höhe sichtbar geworden war. Nun hören wir über weite Strecken das Glockengeläut, das die weidenden Kühe und Rinder bei ihrer Nahrungsaufnahme auslösen. Die Vielfalt der Flora erfreut das Vieh, das sich die besten Blumen auswählen kann. Die ersten Murmeltiere nehmen wir nun wahr, wie sie uns neugierig beobachten, gegenseitig mit Pfiffen verständigen und sich in ihre Höhlen zurückziehen, wenn Gefahr droht. Auch der westlich auf ca. 2000 m.ü.M. gelegene Tannsee tritt in Erscheinung, dazwischen die Tannalp mit ihren ca. 20 Alpwirtschaftsgebäuden, wohin uns jetzt der Weg führt. Unter uns befindet sich immer noch die Engstlenalp mit einem Hotelbetrieb und einer Autobusendstation. Damit wird im Sommer die Verbindung nach Meiringen durch das Gental gewährleistet (nach Werni ist das Tal im Winter lawinengefährdet).

Nun war es aber an der Zeit einen Stundenhalt einzulegen. Wir konnten uns während unserer Stärkung an der Umgebung sattsehen – doch – da mussten wir auch wahrnehmen, dass sich auf unserem vorgesehenen Bergweg schwarze Wolken „zusammen brauten“. Dankbar für den Sonnenplatz, verliessen wir die angenehme Alpwiese um auf einem furchigen Karschtweg (ausgewaschener Kalksteinfels) zur Tannalp zu gelangen. Neben diversen Stallungen (Unterständen und Melkstationen) trafen wir auch auf eine Kappelle und ein Wanderer-Restaurant. Die Sicht zum Melchsee samt der ganzen Skiarena tat sich hier auf. Melchsee-Frutt (1920 m.ü.M.) liegt am gegenüber liegenden Ufer des Sees. Der Bau von neuen  Hotelkomplexen (Chinesische Investoren) haben auch da Einzug gehalten. Der Baustil kann mit rationalen Grossbauten verglichen werden.

Dem Ratschlag von Fredy gehorchend, verzichteten wir schweren Herzens auf eine Kaffeepause auf der Terrasse des Berghauses, denn die Vorstellung nach einer lange andauernden Regenwanderung war demotivierend. Auf dem Anstieg zur Erzegg trafen uns dann einige Regentropfen und alle machten sich nun ihre Gedanken, welchen Regenschutz sie jetzt aus den Rucksack ausgraben sollten. Werni konsultierte sein Smartphone – mit Erstaunen verkündigte er, dass auf dem Regenradar nichts zu sehen sei! Da hatte uns Petrus (Wettergott) wohl gesehen und er riss die Wolkendecke auf. Das Wunder bestaunten wir auf der Erzegg, als die ersten Sonnenstrahlen mit ihrer Kraft – zur gänzlichen Auflösung der Nebelschichten bereit – uns daran teilnehmen liess.

Es ergaben sich nun erste Fernsichtlöcher, die uns die Sicht auf den Trift- und Steingletscher inkl. Sustenhorn und Tierberg ermöglichten. Der Gratweg war „steinig“, er führte durch steile Abstiege mit Gegensteigungen (analog  „Kompressionen“) hinunter und dann wieder hinauf. Nur waren wir nicht auf der „Achterbahn“, wo der Schwung für den nächsten Aufstieg hätte ausgenutzt werden können.

So wurde uns ein letzter Verpflegungshalt gewährt, welcher uns wieder zu neuen Kräften verhalf. Trotz aufsteigenden Nebelfetzen aus der Talsohle, die sich aber alsbald wieder aufzulösen begannen, durften wir trockenen Fusses die Hangwanderung um das Balmeregghorn fortsetzen. Hans gab uns vor, wie ein Gemsi den Weg zur Bergstation Planplatten bewältigen kann. Wenn Wandervögel, die ihm auf dem Weg entgegenkamen und „zu einem Schwatz“ bereit waren (und ihn dadurch etwas aufhielten) – erst so hat er uns das Aufholen des entstandenen Rückstandes möglich gemacht.

Die Bergstation der Skiarena Hasliberg (Planplatten) hatten wir zeitlich mühelos vor der letzten Talfahrt der Gondelbahn erreicht, sodass es noch kurz zu einem Umtrunk im Berghaus reichte. Ja, wenn die Sicht in die Alpengruppe Eiger, Mönch und Jungfrau noch möglich geworden wäre, so hätte das noch das Pünktchen auf dem i bedeutet. Diese Gipfel waren aber den ganzen Tag in dichte Wolken gehüllt und so bestiegen wir die Gondel zur Mägialp und nachher eine weitere nach dem Dorf Reuti, das mit einem Postautokurs auf der Höhenstrasse bis zum Brünigpass verbunden ist. Wie es so sein muss, sind die ÖV – Anschlüsse so aufeinander abgestimmt, dass der Coup „Heisse Liebe“ keine Berücksichtigung mehr finden konnte. Die Zentralbahn Interlaken – Luzern hat uns kurz nach der Postautofahrt, nach dem Erreichen der Postautohaltestelle Brünig, wieder aufgenommen; ebenfalls der IC – Zug nach Zürich HB ab Luzern.

So durften wir einen weiteren, tollen Wandertag geniessen, wiederum bestens organisiert von Fredi – herzlichen Dank. Es ist nicht selbstverständlich, dass du diesen „Nebenjob“ neben deinem Engagement für deine „Bauerei“ für uns weiterführen willst. Vielleicht können wir auch einmal etwas für dich erledigen.

Fotos Werni, Hane

Karte Jochpass – Hasliberg (klick)

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