Dienstag 23. Oktober – Wallis/Suonenwanderung

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Okt 102018
 

Tagesbericht: Max

Bei Dunkelheit fährt um 7.02 h der EC – Zug ab HB Zürich Richtung Wallis, diesmal mit einer reinen Männergruppe (12 Personen). Die Reisezeit beträgt bis Vétroz le Home (bei Sion) gut drei Stunden. Da bleibt viel Zeit für Gespräche. In Bern ist es schon hell und die Sonne scheint. Als wir in Visp umsteigen, bemerken wir die herbstliche Kühle.

Beim Ausgangspunkt unserer Wanderung verlassen wir den Bus und steigen direkt in die Rebberge westlich von Sion ein. Auf z.T. schmalen Wegen, dann wieder auf Strassenabschnitten, bewältigen wir die ersten 150 Höhenmeter und kommen bei malerischen Rebdörfchen vorbei (St. Séverin / Sensine). Vor uns liegt ein Taleinschnitt, d.h., zuerst steil hinunter und dann gleich wieder in die Höhe.

In Vuisse treffen wir auf einen Suonenweg – um Sion herum heissen sie auch Sionnen – in der französischen Schweiz heissen sie zudem noch Bisses. Das sind Wasserleitungskanäle, die über den Rebbergen liegen und für die Bewässerung des Kulturlandes dienen. Gespiesen werden sie von Bergbächen, oder früher auch direkt von Gletscherabflüssen. Zum Bewandern sind diese „Wasserwege“ leicht, denn sie haben wenig Gefälle. Da bleibt auch Zeit, die Landschaft, die Talsohle und die gegenüberliegende Bergkette in ihrer ganzen Schönheit zu geniessen. Die offenen Rebberge mit ihrer Parzellierung werden gut sichtbar; sie sind terrassiert und durch Trockenmauern untertrennt. In die Jahre gekommene Mauern, die ausbrechen, brauchen viel Unterhaltsarbeit, damit sie ihre Funktion auch weiterhin gewährleisten können. Leider werden die neuen Steingefüge zur Stabilität mit Mörtel ausgefugt, was als Heimstätte für die Mauer – Echsen wohl hinderlich ist. 

Auf der Anhöhe von La Muraz bekommen wir die drei Hügel mit ihren Burgen von Sitten zu Gesicht. Etwas unterhalb unseres Weges liegt der Bergsee Lac de Mont d’Orge in einer baumumsäumten Mulde; ein geeigneter Raum für unsere Mittagsverpflegung aus dem Rucksack. Am Uferweg finden wir Bänke – leider schirmen die immer noch dichtbelaubten Bäume über den Sitzgelegenheiten die wärmenden Sonnenstrahlen ab. So entschliessen wir uns schon bald wieder zum Aufbruch.

Wir steigen zum Dorf Ormone auf und durchschweifen die aussenliegenden Neubauten des Ortes (meist Einfamilienhäuser), die auf einer wunderschönen Aussichtsterrasse über Sion liegen. Die Bauweise ist vielfältig und wiederspiegelt den heute individuellen, meist rationalen Baustil (kubisch,sec) und tritt als Polarität zum alten Dorfcharakter der Winzerdörfer auf. Bald schon befinden wir uns auf den Suonenweg im anschliessenden Rebberggelände, neben uns fliesst die offene „Sionne“. Die trockene Witterungsperiode hat meist zur Folge, dass die Bachbette austrocknen – umso mehr sind wir erstaunt über das fliessende Element neben uns. Das Wasser wird in den Lac d’Orge geleitet, da zu dieser Jahreszeit keine Felder mehr bewässert werden müssen.

Der ansteigende Weg führt uns zur „Wasserfassung“ aus dem Bergbach le Drahin, der beim Bergmassiv Pra Roua entspringt. Um den Bergbach überqueren zu können, steigen wir steil zu einer Verbindungsstrasse hoch. Schroffe Felsformationen zeigen sich in diesem interessanten Bereich der Schlucht – beim Blick von der Brücke in das Bachbett erinnern wir uns an die uns bekannten, tiefen Verzascatümpel im Tessin. Ein nochmaliger Anstieg führt zum Dorf Grimisuat hinauf, wieder ein Winzerdorf, wo wohl auch viele Weinbauern und Dorf – Hausbesitzer ihre Liegenschaften, wahrscheinlich „im Eigenbau“ teilrenovieren. Hier finden aufmerksame Wanderer unserer Gruppe eine Restaurantterrasse, wo wir den Rebensaft kosten können.

Der steile Abstieg durch die Reben nach St. Leonard bildet zugleich auch der Abschluss der Tageswanderung. Zum Jahresthema passend, besuchen wir in diesem Ort den grössten, unterirdischen See von Europa: 260 Meter lang, durchschnittlich 23 Meter breit. Die „Grotte“ wurde 1943 entdeckt und ab 1949 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wir steigen über Treppen in die beleuchtete Höhle hinunter; an zwei Stegen sind vier Pontons befestigt, wovon wir einen besteigen.

Unser Bootsbegleiter rudert uns in einer 30 minütigen Tour durch das langgestreckte Labyrinth und erzählt dabei alles Wissenswerte über die Grotte. Die umhüllenden Felsen bestehen aus Kalk (Marmor), Schiefer und Gips. Auffallend sind die vielen Felsanker in einem Teil der Decke, als „Steinschlagsicherung“ angebracht, da das Wallis in einem Erdbebengürtel liegt. Die Höhle misst etwa 15 Meter Höhe, die Wassertiefe einige wenige Meter. Sie ist auch bewohnt: an der Decke hängen Fledermäuse, im Wasser befinden sich Seeforellen von beachtlicher Grösse (bis zu 80 cm Länge), die vom Bootsführer jeweils auf seinen Transportfahrten gefüttert werden. Am Ende des Sees liegt eine zum Wasser geneigte, begehbare Ebene, auf der eine Madonnengrotte und daneben Fässer (für den Aperitif?) aufgestellt sind. Das lässt vermuten, dass Alternativnutzungen in der Höhle erwünscht sind. Gruppen können den speziellen Raum für Feste, Konzerte etc. mieten, denn er bietet eine ganz spezielle Atmosphäre an. Er ist zudem „nicht begehbar“, das Höhlenende wird nur durch Weidlinge erschlossen. 

Nach der Besichtigung geniessen wir auf dem Rückweg zum Bahnhof die wärmende Abendsonne. Bei der langen Heimfahrt über Visp nach Bern wird es schnell dunkel. Wir erinnern uns während der Bahnfahrt an die schönen Erlebnisse des Tages, die uns gedanklich auch frühere Wanderungen in Erinnerung rufen. Der Erzählstoff geht uns somit nie verloren. Im Wallis nahmen wir auch einen Abschied vom schönen Sommer, der uns dieses Jahr bei so vielen Touren begleitete. Unserem „Kranzturner“ Fredi möchten wir auch für diesen Tag ein Kränzchen winden, denn er war wiederum rundum gelungen und wir freuen uns schon jetzt auf die Saisonabschlusswanderung im Rothenturmer Moorgebiet. Nochmals herzlichen Dank für deine fortwährende, erlebnisreiche Tourenplanung. 

Karte

Fotos Jörg, Föns

 

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Dienstag 2. Oktober / Bürgenstock

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Okt 022018
 

Bericht: Klaus Kreienbühl

Letzte Woche war noch Regen angesagt für diesen Dienstag. Aber nein, wenn Fredi’s Gruppe wandern will, verschiebt sich 2018 alles ein wenig und es herrscht herrlichstes Wanderwetter: kein Regen, nicht zu heiss, nicht zu kalt und gegen Nachmittag verzieht sich gar noch der Hochnebel zu Gunsten blauen Himmels.

Trotzdem sind diesmal nur 20 Beine unterwegs,16 männliche und 4 weibliche, und die erst noch einer Hündin zugehörig. Also eine rare Zusammensetzung: Klein, aber oho!

Nach dem obligaten Kaffee mit Gipfeli im Restaurant zum Beck in Stansstad führt unser Weg zuerst um das bereits geschlossene Strandbad herum dem See entlang. Die Talstation der Standseilbahn Fürigen, die 1924 vom damaligen Hotelier des Kurhotels Fürigen erbaut worden war, um seinen Gästen den bequemen Zugang zu seinem 200 Meter tiefer gelegenen Badehaus am Vierwaldstättersee zu ermöglichen, ist zum Glück schon seit 2006 geschlossen, weshalb wir etwas weiter hinten ohne Murren in die steile Nordwand einsteigen. Für uns natürlich eine Kleinigkeit.

Nach dem Kurhaus ist die nächste Attraktion ein alter Bauer (etwa 10 Jahre jünger als die meisten von uns!), der sein von Hand aufgeladenes Gras mit einem Schilter Jg. 64, also einem der ersten berggängigen und in Stans hergestellten, offenen Ladewagen zufrieden nach Hause fährt.

Im Aufstieg gilt dann unsere Aufmerksamkeit nicht nur immer wieder der fantastischen Aussicht auf den Vierwaldstättersee, sondern auch der schwarzen Kuh mit weissem Gürtel, die das Gekläffe des Vierbeiners mit einem rassigen Galopp talabwärts auf die verdutzt flüchtende Tina beantwortet.

Viel Aufmerksamkeit verlangen die glitschigen Kalksteine beim Abstieg vom Schiltgrat zum Bürgenstock und wärmende Sonnenstrahlen verschönern die Aussicht beim Halt kurz vor dem pompösen, am letzten Samstag neu eröffneten Hotelkomplex, wo man das Geld förmlich riecht.

Auf dem 1897-1905 (schon wieder von einem Hotelier!) erstellten Felsenweg kommen wir zum Hammetschwandlift, der uns wie eine Rakete 160 m hoch zum Tageshöhepunkt schiesst. Für einmal wird dort oben eine Runde Zwätschgekafi nicht nur wegen des Branntweins genossen, sondern auch um die Hände zu wärmen. Der Alkohol scheint aber doch etwas auszulösen: Die reine (!) Männerrunde beginnt nämlich bald von den jugendlichen Versuchen zu berichten, wie man menschliche Abgase bei ihrem Austritt in Licht verwandeln kann.

Wir benützen nochmals den Lift, denn seit der eidgenössischen 700-Jahr-Feier ist der Felsenweg zum „Durchgang ins Jenseits“ durch etliche Tunnels wieder begehbar, und der lohnt sich, denn schon bald lässt die unglaubliche Aussicht vom Känzeli aus auf den Kreuztrichter unsere Wanderherzen höher schlagen.

Steil, aber schön angelegt ist der Abstieg zur St. Jost Kapelle, einem wunderschön gelegenen und mit einer gepflegten Umgebung versehenen Ort, wo schon um 1340 eine Kapelle stand. Die heutige Kirche wurde 1970-78 restauriert und wird heute oft zum Heiraten genutzt.

Schliesslich bewunderten wir bei Wein und Kaffee im Restaurant Sternen in Ennetbürgen, wie die Serviertochter den mit viel Charme, aber neugierig vorgetragenen Fragen über die Bedeutung ihrer an einen Rosenkranz erinnernde Tätowierung am Unterarm widerstand und den hartnäckig Fragenden – wie auch uns Jüngere – ohne das Geheimnis zu lüften auf den Heimweg per Bahn entliess.

Karte

Fotos Klaus, Geri

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