Mai 162018
 

Tagesbericht: Max Müller

Im HB Zürich trafen wir uns als kleine Gruppe (1 Wandererin, 8 Wanderer) zur zweigeteilten Tour von Tamins über den Kunkelspass nach Vättis und von Valens durch die Taminaschlucht nach Bad Ragaz. Die Wettervorhersage war unsicher, was wohl auch die Teilnahmebereitschaft beeinflusste.  Eine dichte Wolkendecke mit eingehüllten Bergspitzen nahmen wir auf der ganzen Bahnfahrt nach Chur wahr; aber es war mehrheitlich trocken. Fredi war diesmal gesundheitlich angeschlagen – z.T. fröstelte er und es war ihm übel. Was für uns der Café, so war es für ihn das Cola – was wir im Ausgangsort Tamins in einer Gastwirtschaft zur Startmotivation bekamen. Wir bildeten den hinteren Teil der Wandergruppe, die heute etwas gemächlicher durch die lichten Wälder, den z.T. steilen Weg zum Kunkelspass anging. Durch die Stille der Naturerscheinungen schritten wir mit eingelegten Pausen, damit Fredi sich nicht überfordern musste. Dabei konnten wir Waldarbeitern beim Baumfällen zuschauen. Laute Motorsägen durchbrachen die Morgenstimmung, das zeigte uns, dass die Winterarbeit noch nicht abgeschlossen ist.  

Wir hatten Glück – trockenen Fusses betraten wir den Rastplatz auf dem Kunkelspass, wo sich die vorauseilende Gruppe niedergelassen hatte. Leider war der Nebel unser Begleiter und wir konnten vorerst die umliegenden Gebäulichkeiten auf der Passhöhe (Alpbetrieb mit Restaurant) nicht sehen. Die speziell angelegte Brunnenanlage und Viehtränke, bestehend aus 10 ausgehöhlten Baumstämmen, die stufenweise dem Terrain angepasst und am Trogende wie eine Treppe übereinandergeschichtet sind, verschwanden am Ende im Nebel. Im Laufe der Mittagsrast konnte sich die Sonne bemerkbar machen und wir traten bei einer aufgelockerten Bewölkung den Abstieg nach Vättis an. Wir durchwanderten sich locker präsentierende „Gebäudeansammlungen“ (ausgebaute Ökonomiegebäude, die heute als Wochenendhäuser benutzt werden) an unserem Weg durch Ober- und Unterkunkels. Das klare Wasser des Görbsbaches, der immer breiter wurde, begleitete uns mit seinem Rauschen talabwärts. Inzwischen wurden die Konturen der umliegenden Schneeberge immer deutlicher, die sich von den Nebelschwaden entledigen konnten. Ein kreisender Adler oder Geier (wie unterscheidet man sie auch schon wieder?) drehte majestätisch seine Runden. Frühlingswiesen in lichtem Baumbestand begleiteten uns bis nach Vättis. Hier hatten wir eine knappe halbe Stunde Aufenthalt bis zur Weiterfahrt per Postauto nach Valens. Dieser Aufenthalt nutzten wir zum Kaffee Lutz oder Cola, je nach Verfassung. 

Die Postautofahrt durch das Gebirgstal nach Valens zeigte, dass Fredi die Wanderung durch die Taminaschlucht nicht mit uns antreten konnte. Er fuhr mit Hans, der sich ebenfalls verabschiedete, mit dem Kurs bis nach Bad Ragaz weiter. Wir aber freuten uns auf den zweiten Teil des Erlebnistages. Von der Klinik Valens führte ein steiler Weg hinunter nach dem alten Bad Pfäffers, wo in unmittelbarer Nähe die Heilquelle entspringt. Der renovierte Gebäudekomplex (1983 – 1995), heute im Besitz des Kanton St. Gallen, war ursprünglich ein Benediktinerkloster (ab 730) und wird nun als historisches Museum mit kulturellem Angebot benutzt. Der Eingang zur Quellenschlucht, die etwas südlicher gelegen ist, zeigt sich als Attraktion: Aus einem riesiger Felsspalt fliesst die Tamina (Tamina bedeutet: die Verborgene), die sich da einem Weg in wenigen Metern Breite durch das Tal geschaffen hat.
Auf einer „Felskonsole“ führt uns ein Weg „ins innere Labyrinth“, das mit farblichen Beleuchtungsakzenten die Felswände imposant hervorheben kann. Überall kamen wir mit der Nässe in Berührung, die wir an diesem Tag der Wanderung eher vom Himmel erwartet hätten. Es betropfte und besprühte uns abfliessendes Wasser von den Felswänden; ganz zuoberst, senkrecht über uns, sahen wir Wald- und Himmelteile über uns thronen. Auf dem ca. 450 Metern angelegten Weg durch und am Fels entlang, fanden wir den Austritt der Warmwasserquelle – ein Dampfgebilde! Ein weiterer Stollen führt uns zur Quelle mit 36.5° heissem Wasser mit einer Austrittsgeschwindigkeit von 5 – 8000 Ltr / Min. Entdeckt wurde die Quelle 1240 durch zwei Jäger. Die Benediktiner erkannten die Heilwirkung des Quellwassers und nutzten es sukzessiv – Paracelsus wirkte hier 1535 als Kurarzt. Weitere Persönlichkeiten hielten sich hier auf: Rainer Maria Rilke, Ulrich Zwingli, Hans Christian Andersen, Johanna Spyri, u.a. Für den Ort Bad Ragaz wurde das Wasser über eine Holzleitung erschlossen, wodurch ein weltbekannter Kurort entstand. Später wurde die „Holzrinne“ durch ein Eternitrohr ersetzt und ab 2015 wird der Transport über ein PE – Rohr vollzogen. 

Nach einer Rast bei den alten Museumsanlagen wanderten wir der Tamina entlang nach Bad Ragaz. Über uns braute sich ein Gewitter zusammen, Donnergrollen mahnte uns zur Eile. Mit Hans Lüscher als Frontmann wurde einen Schrittlängentakt vorgelegt, die einige an neue Grenzen erinnerte. Diese ermöglichten aber, dass bis zum Talausgang bei Bad Ragaz niemand nass wurde. Der Gewitterschauer holte uns erst hier ein. Unter einem Gebäudevordach rüsteten wir um: Trockenhäute wurden angelegt. Auf den letzten 1.5 km bis zum Bahnhof wurden wir im Vergleich noch intensiver als in der Heilquellenschlucht besprüht, waren aber dankbar, dass der Regen erst jetzt eingesetzt hatte. Auf dem Weg erhielten wir ein Telefon von Fredi, der im Bahnhof auf uns wartete. Sein Befinden hatte sich etwas gebessert und er hatte den aktuellen Skulpturenweg in Bad Ragaz, während unserer Taminaschluchtwanderung, zu einer Besichtigung genutzt. Im Bahnhof fanden wir wieder zusammen und die Zeit bis zur Abfahrt reichte noch für ein Bier / Cola.

Ein wunderschöner Tag hat seinen Abschluss gefunden und wir wünschen Fredi bis zur nächsten Wanderung gute Genesung und die notwendige Ruhe. Die Belastung mit seiner Baustelle fordert eben auch seinen Tribut, der nicht zu unterschätzen ist. Herzlichen Dank für einen weiteren, erlebnisreichen Tag, den wir mit dir und unter deiner ideenreichen Wanderroutenplanung erleben durften.   

Fotos Werni, Föns, Hane

Karte Rheintal-Kunkelspass

Karte Taminaschlucht-Bad Ragaz

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