Apr 192018
 

Tagesbericht Max Müller

Das Wetter ist uns gut gesinnt; bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir den HB Zürich im Zug nach Konstanz. Alle Teilnehmenden (2 Frauen, 9 Herren und ein Hund) freuen sich auf einen herrlichen Frühlingstag im Gebiet Bodensee / Seerücken. In Kreuzlingen verlassen wir den Zug und ziehen der Grenze nach Richtung Gottlieben. Der Uferweg präsentiert sich trocken – rechts anschliessend das Schilf in hellbrauner Farbe, rechts auf den Feldern der kräftig grüne Winterweizen. Neben Wanderern wird der Weg auch von zahlreichen, rücksichtsvollen Velofahrern benutzt. Am ruhigen Seearm zum Untersee bereiten sich die verschiedensten Vögel auf das Nisten vor, wo ideale Brutplätze auf den kleinen Schilfinseln in der Deutschen Nachbarschaft noch brach liegen. Vor uns liegt Gottlieben – direkt an den See anstossend. Der Weiler besteht aus schönsten Fachwerkbauten, durch die uns der Weg nach unserer ersten Station – dem Café mit der Bestuhlung auf dem Hafenvorplatz – hinführt. Zuerst aber noch die obligate Gruppenfoto vor malerischem Hintergrund. Werni möchte als Fotograf ebenfalls auf der Aufnahme erscheinen und versucht es mit einem Selbstauslöser. Eine zufällig anwesende Taxifahrerin erkennt unseren Notstand und bietet sich als Ablichterin an. Ihr sehen vier Araber zu, die ihre Dienste für ihre Reise durch Östereich und die Schweiz beanspruchen. Die Taxifahrerin lässt uns wissen, dass die vier Herren Künstler aus Oman seien. Sie zeigen uns auf ihren Smartphons Kunstgegenstände (Skulpturen / Malereien), die sie bei einer Ausstellung dargeboten haben – eine unverhoffte, kleine kulturelle Zugabe als Abwechlung zum Wanderprogramm mit andersgelagerten Höhepunkten. 
Zu Kaffee und Gipfel gab es „ein Versucher“ der Örtlichkeit: Gottlieber – Hüppen! Wer kennt sie nicht aus früheren Zeiten, wo wir alle „noch jung waren“. Wenn sie inzwischen auch etwas in Vergessenheit geraten sind, so sind sie immer noch lecker! Das Verweilen an den Gestaden des Untersees lässt „die Seele genussvoll bambeln“ und wir brechen nur schweren Herzens auf. Wir müssen aber nichts bereuen, denn an jedem Abschnitt dieses Tages werden wir zu den weiteren, sich überbietenden Naturschönheiten geführt. Im Hintergrund die Wälder, sie waren noch vor Kurzem fahl und grau – jetzt hat sie das Leben ergriffen. Alle zarten Grüntöne, verbunden mit der Blütenpracht der Kirschbäume lassen uns ganz mit den äusseren Erscheinungen „verschmelzen“. Vordergründig kräftige Wiesen mit den strahlenden und gelbleuchtenden  Löwenzahnblumen. Bei Triboltingen zweigen wir vom Seeweg ab und steigen zum Seerücken hinauf – zuerst durch den Dorfkern mit den gepflegten Vorgärten, dann durch die Agrarlandschaften nähern wir uns dem schattenspendenden Wald. Das Blätterdach ist erst am Entstehen und hat damit dem Waldboden durch genügend Lichteinfall seine Vegetation (zahlreicher Blumenbestand) ermöglicht. 

Das Durchwandern des Seerückens führt uns an den nördlich gelegenden Waldrand mit Blick auf den Alpenkranz….., wenn er nicht von Dunstwolken eingehüllt wäre. Auch das Säntismassiv ist nur in seinen Konturen auszumachen. Ein weiteres Ziel erreichen wir mit dem Napoleon – Aussichtsturm Hohenrain auf 617 m.ü.M. (höchster Punkt) in der Gemeinde Wäldi gelegen. Ursprünglich wurde der Holzturm 1829 durch den jungen Prinzen Lousi Napoleon III, der damals in Arenenberg lebte, erstellt (Belvédère) und galt als Lustgebäude. Der Turm weitete sich nach unten aus, was in der Mitte ein kleines Restaurant ermöglichte und zuunterst eine Tanzfläche. Er war 21 Meter hoch und überragte den Buschwald. Schon 1855 wurde der Turm wieder abgetragen, da Fäulnis die Turmsicherheit beinträchtigte. Der in neuerer Zeit erstellte Turm ist 36 Meter hoch und überragt den höheren Baumbestand. Nach dessen Besteigung verpflegten wir uns aus dem Rucksack: Es ist nun an der Zeit, bei den sich am Wegrand anbietenden Restaurants einen Bogen zu machen und unser Mitgebrachtes in einem sich anbietenden Waldrastgelände zu geniessen (sehr zu empfehlen). 

Der weitere Weg führte uns an Waldrändern vorbei in westlicher Richtung. Beobachtungen konnten wir jene machen: Turmfalken am Himmel, Bienenhäuschen eingehüllt mit summenden Bienen, blühende Weissdornsträucher am Waldesrand, um nur einige zu erwähnen. Die Abzweigung auf die Bodenseeseite Richtung Arenenberg führte uns wiederum durch lichten Wald; als wir ihn verliessen, tat sich ein wünderschöner Blick auf den Bodensee und die Insel Reichenau auf. Blühende Birnbäume ziehrten unser Weg nach unten, wo wir das malerische Salenstein durchquerten. Von hier ist das Gelände des Schlosses Arenenberg mit riesigen Gartenanlagen in einem kurzen Abstieg zu erreichen. An diesem herrlichen Ort wohnte also ab 1816 die Hortense de Beauberg (Stieftocher Napoleons I) im Exilsitz. Ihr Sohn Louis Napoleon III, dem späteren und letzten Kaiser von Frankreich, wuchs hier auf. Auf einer Aussichtsterrasse auf dem Gelände liessen wir unsere Blicke über den See bis nach Konstanz schweifen. Gerne nahmen wir auch das gastronomische Angebot der kühlenden Coups entgegen: Zum Ausklang dieses sonnigen, heissen Tages heisst er eben – heisse Liebe, dem die Mehrheit nicht widerstehen konnte. 

Zum Abschluss die Zugfahrt nach Stein am Rhein über Winterthur nach Zürich. Der Werkverkehr füllte die Züge und uns wurde klar, dass es viele Menschen gab, die diesen schönen Tag an ihrer Arbeitsstelle verbrachten. Welche Freiheiten uns doch gegeben sind, wo wir unsere Gestaltung der Tage selbst einteilen können! Wiederum herzlichen Dank an Fredi, der uns eine weitere Möglichkeit dazu gab – eine wiederum sehr positive Erfahrung. Das nächste Mal soll es die Hundertste sein, seit er diese Wanderungen für uns organisiert hat. Es hat sich eine verschworene Gruppe gebildet, in der der Zusammenhalt und die Stimmung sehr gepflegt wird. Ohne Fredi wäre das in dieser Form wohl nie zustande gekommen. Nochmals ganz herzlichen Dank.   

Fotos Werni, Hane

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