Gantrisch – Hohmad – Stockhorn

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Aug 152017
 

Tourbericht vom 15. August – Roman Bieri

Es ist der 15. August, ein Feiertag der katholischen Kantone. Es gibt offenbar ein gesamtgesellschaftliches Einvernehmen, dass dieser Tag als Wandertag deklariert wird. Gar viele Gruppen Gleichgesinnter, eher ältere Semester, finden sich an den diversen Perrons und Bushaltestellen ein.  Die Voraussetzungen im Allgemeinen und für uns im Speziellen für dieses Unterfangen sind optimal. Die Wetterprognosen versprechen einen schönen, sommerlichen Tag. Das anspruchsvolle Programm, das wie immer unser routinierter Wanderleiter Fredi gekonnt  zusammengestellt hat, verspricht eine echte Herausforderung zu werden.

Die Eckdaten dieses Unternehmens: Distanz 11,51 km, Steigung 1140 m, Gefälle 546 m, Wanderzeit 5 Stunden. Unsere Gruppe, bestehend aus einer Damen, elf Männern und drei Burschen, ist top motiviert und harrt nun der Dinge, die da kommen.

Bloss sind wir aus dem bis zum letzten Platz gefüllten Postauto in Gurnigel/Wasserscheide ausgestiegen,  lädt uns die Alpwirtschaft Obernünen (1689 m. ü. M) zu Kaffee und Gipfel ein. Eine morgendliche Stärkung können wir, im Wissen, dass uns bis ans Ziel den ganzen Tag keine Beiz mehr  einladen wird, tatsächlich gebrauchen. Gestärkt geht’s nun los. Wunderschön präsentiert sich das Gantrischgebiet mit den saftige Wiesen und fette Alpweiden bis weit hinauf.

Ein erster Aufstieg, der Leiterepass auf 1905 m, ist ganz ohne Blessuren geschafft und es öffnet  sich ein voralpines Gelände mit Höhen und Tiefen und  in weiter Ferne ist auch unser Tagesziel, zwar noch nicht zu sehen, aber zu erahnen. Ganz nach unserem Jahresmotto “Höhenwanderungen“  wandern wir immer etwa auf derselben Höhenkurve voran bis uns der geplante Weg dann hinaufführt mit einem zwar kurzen aber deftigen Aufstieg zum Hohmad  (2076 m.ü. M.).

Und tatsächlich, auch die letzten Zweifler bringt’s zum Schweigen, der anspruchsvolle Umweg hat sich gelohnt. Die Aussicht ist herrlich. Nordwärts öffnet sich ein Panorama übers ganze Berner Mittelland bis zum Jura. Auf der südlichen Seite breitet sich meine ganze Lieblingsbergkette, die Berner Alpen aus.

Während wir unsere Mittagsrast geniessen und wieder auftanken, spielt Fredi die Klaviatur des Wanderleiters in extremis. Wirklich alle Bergspitzen, die zu sehen sind, kann er benennen. Wahrlich ein Meister seines Fachs!

Über den Walalpgrat führt uns die nächste Etappe hinunter zur Oberen Walalp.

Eine kurze Unaufmerksamkeit auf diesem ruppigen Wanderweg und schon ist’s passiert. Peter ist gestürzt und verletzt sich an Kopf und insbesondere am Knie.  Er wird unverzüglich verarztet,  muss aber dann sein Tempo drosseln, um noch ans Ziel zu gelangen. Unter der Führung von Werni  wählen dann drei Kollegen – bedingt durch das Handicap von Peter – den etwas leichteren aber längeren Weg bis zum Ziel.  Wir wünschen auf diesem Wege unserem Wanderkollegen Peter baldige Genesung, auf dass er –  wie immer – wieder voll dabei sein kann.

Die dritte nachmittägliche Stunde ist angebrochen und für den grösseren Rest der Gruppe heisst es nun aufzusteigen aufs Stockhorn so quasi in direttissima. Der Wanderweg besagt eine Zeit von einer Stunde dreissig Minuten und die Höhendifferenz bis zur Plattform beträgt nicht ganz 500 Meter!  Mit schon etwas müden Beinen, aber hochmotiviert und mit Respekt – in Anbetracht des alpinen Geländes  – packen wir’s an. Der Weg steigt hoch, empfindlich hoch. Es wird still, man hört bald nur noch ein leichtes, aber beständiges Vorsichhinstöhnen.  Siehe da, nach gut einer Stunde haben’s die Ersten geschafft und die Plattform des markanten Berges, des Stockhorns (2190 m. ü. M) erreicht. Gratulation! Hier oben zu stehen ist paradiesisch und gleichzeitig erfahren wir eine grosse Genugtuung, dieses anspruchsvolle Ziel erreicht zu haben. Nun heisst es retablieren und ausruhen. Kurz überzieht sich der Himmel mit einer Wolkendecke und es fallen auch ein paar Regentropfen. Dies stört uns weiter nicht mehr.

Um ca. 16 Uhr bringt uns dann die Stockhornbahn nach unten. Sichtlich gezeichnet gesellen sich in der Mittelstation dann die drei Kollegen wieder zu uns. In einer gemütlichen Beiz in Erlenbach, umringt von typischen Oberländer Chalets, genehmigen wir uns den verdienten Abschiedstrunk und lassen das Erlebte revue passieren. Schon bald geht’s durchs Simmental runter heimwärts. Sichtlich müde, aber mit der Überzeugung, Grossartiges geleistet und einen unvergesslichen Wandertag erlebt zu haben, verabschieden wir uns voneinander – etwas später als üblich –  am Bahnhof in Birmensdorf.

Karte Gantrisch-Stockhorn

 

Fotos Werni, Hane 

 Posted by at 8:58 am  Tagged with: