Münstertal 25. – 27. Juli

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Jul 302017
 

Ofenpass – Santa Maria 

Zwölf Personen, davon erfreulicherweise zwei Damen stiegen in Zürich in den Zug Richtung Engadin. Nach vier Mal umsteigen, aber ohne Wartezeiten, waren wir nach knapp vier Stunden auf dem Ofenpass, dem Ausgangspunkt der dreitägigen Wanderung im Münstertal. Es erwartete uns recht schönes und angenehmes Wander-Wetter.

 

Nach dem obligaten Kaffe mit Gipfeli ging es dann los, leicht obsi, allgemeine Richtung Süden. Nach einer guten Stunde hatten mit wir mit 2331 MüM bereits den höchsten Punkt der Tages-Etappe überquert und konnten uns auf ca. 14 km mehr oder weniger ebene Strecke freuen. Vor uns lag das „Val Mora“ eine Hochebene die parallel zum Ofenpass verläuft und uns stark an die „Greina“ erinnerte. Der markanteste Unterschied allerdings war, dass wir trockene Füsse behielten und nicht stundenlang durch einen See laufen mussten.

 

Bisher wussten wir aus Filmen, dass es „Pferdeflüsterer“ gibt, von einen „Eselsflüsterer“ hatten wir aber noch nie gehört. Ob der Esel die obszönen Bemerkungen verstanden hatte, haben wir nicht eruieren können.

 

 

Der erste Zwischenhalt war bei der Sommerwirtschaft „Alp Mora“.  Allerdings stellten wir enttäuscht fest, dass „Kafi Luz“ nicht auf der Karte stand. Wir mussten uns daher mit weicheren Drogen schadlos halten. Der Rest ist schnell erzählt, die Blumenwiesen entlang einem Bach, die Landschaft generell alles war einfach nur ausgesprochen schön.  Nach ca. fünfstündiger Laufzeit trafen wir doch tatsächlich irgendwo im absoluten Nirwana auf eine Postautohaltestelle. Unser umsichtiger Tourenleiter hatte herausgefunden, dass diese Haltestelle nur Mittwochs und Donnerstag bedient wurde und für uns tatsächlich einen Extrabus organisiert (Chapeau).

In Fuldera mussten wir in einen regulären Postautokurs umsteigen und 10 Minuten später waren wir am Tagesziel in Santa Maria angekommen. Dort ging es sofort zum Apéro und dann nicht etwa in’s Hotelzimmer, sondern in ein Museum zu einem Vortrag über die Grenzverteidigung im Münstertal während des ersten Weltkrieges. Der Vortragende kannte wirklich alle Details  und es war total spannend im zuzuhören und sich anschliessend in einem über einhundertjährigen Film die damaligen Lebensbedingungen vor Augen zu führen. Das Südtirol gehörte zu dieser Zeit ja noch nach zu Österreich, das heisst es standen sich im Gebiet des Stilfserjochs drei Länder gegenüber. Siehe dazu (Gebirgskrieg 1915-1918). 

In der Zwischenzeit hatten uns Esther, Edi und Heinz verlassen, sie hatten sich die zwei nächsten Touren-Tage nicht zugemutet. Die restlichen neun Wandervögel konnten im Hotel Alpina die  komfortablen Zimmer beziehen und wurden anschliessend mit einem ausgezeichneten Dreigang-Menu verwöhnt.  

Fotos Werni, Föns, Hane

Karte Ofenpass – Sta Maria

Umbrail – Stilfseralm

Ausgezeichnet geschlafen (mein Zimmerpartner hat allerdings etwas von Holz sagen erzählt), gut gefrühstückt und dann um die Ecke zur Postautohaltestelle. Das Postauto brachte uns an die Schweizer Grenze auf die Umbrail-Passhöhe. Erst da hatte ich begriffen warum wir im Film vom Vorabend Soldaten gesehen haben die schwere Gewichte wie zB Kanonen einen schmalen Pfad hinaufgeschleppt haben. Auf dem Umbrailpass war der rückwärtige Raum, die Grenze verlief nördlich der Stilfserjochstrasse und konnte daher im Krieg vom Schweizer Militär nicht befahren werden. Wir wanderten also auf den Spuren unserer Vorfahren bis zur Garibaldihütte (Dreisprachenspitze) von wo aus wir einen sensationellen Blick auf das Stilfserjoch-Gebiet hatten. Unterwegs sind wir immer wieder Steinformationen begegnet die einmal zu Gebäuden wie Küchen, Reitställen usw. gehört hatten. Hier klicken für eine Kurz-Doku vom Schweizer Fernsehen anlässlich des 100. Jahrestages zu sehen.

Da es auf ca. 2850 MüM doch ziemlich kalt war gönnten wir uns in der Garibaldihütte eine kurze Pause die wir mit Coretto bzw. Glühwein überbrückten. Wir befanden uns jetzt in Italien und es ging bergab, nicht mit dem Staat, sondern auf einem ausgezeichnet gepflegten Weg, der Bergflanke entlang, allgemeine Richtung Mals im Vinschgau.  Das nächste Zwischenziel war die Furkelütte die Fredi ursprünglich als Nachtlager vorgesehen hatte. Da aber dort keine Betten mehr angeboten werden, verköstigten wir uns mit Speis und Trank.

 

Von der Hütte aus ging es auf einem schmalen Weg  leicht obsi. Dabei haben wir einige zusätzliche Höhenmeter gemacht, bevor Werni glücklicherweise realisierte, dass wir auf dem Holzweg waren. Wir mussten also wieder etwas zurück und haben uns dabei auf die elektronischen Geräte verlassen. Das heisst wir haben uns durch die Heidelbeersträucher gekämpft, statt noch ca. 50 Meter weiter abzusteigen und den offiziellen Weg zu nutzen. Es hat aber Spass gemacht und Zeit haben wir auch nicht goss verloren.

Anschliessend kam die grosse Stunde von Hans, das ist der Kollege der bei dichtestem Nebel und sintflutartigem Regen sagt, dass in spätestens einer halben Stunde die Sonne scheinen würde. Dieses Mal hatte er bereits am Morgen bemerkt, dass es gegen fünf Uhr regnen würde was tatsächlich der Fall war. Dies im Gegensatz zu den elektronischen Geräten die für den Morgen Regen angekündigt hatten. Böse Zungen haben darum gemeint, dass Hans vermutlich am Vorabend wie der Horat von den Wetterfröschen in einem Ameisenhaufen gesessen sei.

Es regnete dann glücklicherweise nicht sehr lange und wir haben unser Tagesziel, die Stilfseralm,  mehr oder weniger trocken erreicht. Dort wurden wir von der sympathischen Wirtin mit einem Gratis-Grappa begrüsst. Natürlich blieb es nicht dabei; es kamen Bier und Wein dazu. Dadurch und dank des schönen und interessanten Wandertages war die Stimmung ausgesprochen locker. Eine(r) der Wandervögel hat dann relativ detailliert erzählt wie er seinen Partner(in) kennen gelernt hatte und wie es dann weiter ging und wie glücklich er/sie heute noch immer sei (Stichworte sind Seilschaft und Konkordia Hütte). Allerdings fehlen noch einige Details aber es ist ja noch nicht jeder Tage Abend resp. es war ja nicht die letzte Wanderung 🙂  Das Nachtessen war ausgezeichnet, die Zimmer mit richtigen Betten super und dass wir sogar Duschen konnten war perfekt.

Fotos Werni, Föns, Hane

Karte Umbrailpass-Stilfseralm

Stilfseralm – Piz Chavalatsch – Santa Maria

Recht gut geschlafen und am Morgen früh war vorübergehend Traumwetter. Also wer vor sieben Uhr draussen war konnte zum ersten Mal auf dieser Tour den schneebedeckten, imposanten „Ortler“ bewundern. Nach dem Frühstück stand dann der Aufstieg auf den Piz Chavalatsch (ca. 700 Höhenmeter) auf dem Programm. Die Bergspitzen waren leider wieder etwas im Nebel, der Wind etwas kühl aber zum Wandern ideale Bedingungen. Nach ziemlich genau zwei Stunden hatten wir den Gipfel, der zugleich der östlichste Punkt der Schweiz ist, erreicht. Es war ziemlich windig aber wir haben die Aussicht genossen und uns über unsere Leistung gefreut.

Fredi hatte für den Abstieg den Weg über italienisches Gebiet gewählt, der war zwar etwas weiter als die Diretissima, dafür aber nicht so steil. Wir kamen gut voran und waren nach ca. zwei Stunden 600 Meter tiefer auf der Alp „Malga die Rivaira“.  Dort konnten wir das mitgebrachte Mittagessen geniessen und uns mit dem netten Älpler aus dem Passeiertal unterhalten. Von da an ging es gemäss Fredi auf einem Schmugglerpfad zurück in die Schweiz. Es war teilweise tatsächlich nicht mehr als ein Trampelpfad, der über die grüne Grenze zurück in die Schweiz führte (Im Internet gibt es dazu Zahlen: In der Blütezeit der „contrabbandieri“ ab 1961 wurden im Schnitt 6.000 Tonnen Kaffee und 4.600 Tonnen Zigaretten pro Jahr vom Münstertal in den Vinschgau geschmuggelt).

Dann waren immer noch ca. 4-5 Kilometer Weg und 500 Höhenmeter abwärts zu überwinden. Diese letzten Kilometer der Dreitages-Tour waren sicher nicht mehr spektakulär aber wir haben es locker genommen und uns gefreut als wir Zeitgerecht zurück bei „unserem“ Hotel Alpina angekommen sind. In der Gartenwirtschaft konnten wir die drei Tage Revue passieren lassen und den obligaten Coupé, der nach jeder Wanderung dazu gehört, geniessen. Postauto, RhB und SBB führten uns in gut vier Stunden zurück in heimische Gefilde.

Herzlichen Dank Fredi, es war eine geniale Tour und wie immer perfekt organisiert.     Tourbericht: Hane

Fotos Werni, Föns, Hane

Karte Stilfseralm-Santa Maria

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